Der neue Mittelleiter an der Lippischen
Hauptgenossenschaft (LHG) 23.01.2012
Rückblick:
Um zu der Gleisfüllung im linken Bild zu kommen wurde das Ladegleis (um 1990) vor seinem Einbau vom Mittelleiterblech
befreit.
Danach
wurde dann in jede zweite Punktkontaktöffnung ein
umgebogener 0,7mm Kupferdraht von Sommerfeldt
gesteckt. Die einzelnen Drähte
wurden unter dem Gleis durchgehend verbunden.
Im Zuge der Neubegrünung gefiel die Optik dann aber nicht mehr und sollte
verbessert werden. Im Laufe der Zeit
verschlechterten sich auch
die Kontakteigenschaften ...
Diese Verbesserung wurde mit speziell geätzten
Rauten-Mittelleiterblechen aus Neusilber hergestellt.
Neusilber wurde gewählt weil:
1) Es sehr gut leitet.
2) Es sehr gut lötbar ist.
3) Es sehr gut zu brünieren ist.
vorab zwei Videos vom späterem Ergebnis.
Gezeigt wird die Solofahrt einer Lok ohne Wagen auf dem neuen Blech:
(es empfiehlt sich das Video in HD zu gucken ! )
Um dann letztendlich zu den fertigen Blechen
aus dem Video zu gelangen war allerdings einige Entwicklungsarbeit
nötig:
Zunächst musste
die Breite des Mittelleiters in Form vom Vorlagen ermittelt
werden. Sie sollte zum einen möglichst breit
sein und zum
anderen keine Kurzschlüsse mit
den Innenseiten von Radreifen verursachen. Die
Kurve gleich
zu Beginn des
Gleises ist bei der Ermittlung
bestimmend und erzwingt einen
Kompromiss. Die Radsätze bewegen sich dort in
den Rad-
lagern zur
Kurvenaußenseite und berühren an
der Innenseite u.U. das Blech. Je mehr
Spiel dabei in den Radlagern ist,
desto mehr
Sicherheit verlangt
das und desto schmaler muss es
sein. Das die Radsatzinnenmaße dabei unbedingt stimmen
müssen versteht sich von
selbst.
Als erstes wurde wegen der Kurve im Ladebereich eine passende Vorlage für das
spätere
Ätzteil angefertigt. Die später dabei ermittelte
Breite bildete die Basis auch für die geraden Teile.
Jürgen Jorns von www.zugbeleuchtung.de
hat mir die Vorlage dazu gefräst. Sie entstand aus einem 1,5 cm hohen Platinenrest
in mehreren
Versuchen. Die Vorlage
im Bild hat bereits an der Kurvenaußenseite einen sehr
schönen und passenden Verlauf.
an der Innenseite waren aber noch Anpassungen fällig
Diese Vorlage hat noch nicht die richtige Breite! Um diese
bestimmen zu können, galt es vorher den korrekten Radius
zu finden. Die
Ermittlung der Breite geschah dann also erst im nächsten Arbeitsgang. Die
geraden Teile richten sich dann
auch nach dieser Breite und
entstanden zum Schluss.
Wer ausschließlich gerade Gleise liegen hat ist
natürlich viel einfacher dran. Man kann dann die Ermittlung der nötigen
Daten
für die
Ätzteile leicht selber herausfinden. Dazu kann man aus Kunststoffresten eine
Vorlage schneiden und damit
herausfinden ob alles
berührungsfrei läuft. Ist die richtige Breite herausgefunden kann das Rautenblech ruck zuck und
ohne Umwege beim
gewünschten
Ätzbetrieb in Auftrag gegeben werden.
Die von mir ermittelte Breite von 1,2 cm kann
dabei bestimmt als Grundlage genommen werden.
Dennoch sind immer zuerst Tests zu
machen damit man wirklich auf
der sicheren Seite ist ...
Jürgen Jorns hat nach dem Platinenmuster dann auch die
Kunststoffprofile gefräst die nötig sind um die Differenz
zwischen Schwellen-
und
Gleisoberkante auszugleichen. Die Ätzteile sind ja nur 0,3 mm hoch und 2,3 mm
fehlen dann ...
Im nächsten Arbeitsgang wurde die maximale Breite ausgetestet. Als die Vorlage dann berührungsfrei zu
allen
möglichen
Radsätzen
war
wurden drei
Rautenbleche bei:
Gerd Gehrmann FKS Modellbau
http://www.fks-modellbau.de in
Auftrag
gegeben
und dort vom Allerfeinsten geätzt.
1) Das Material dafür ist wie erwähnt Neusilber und hat eine Stärke von 0,3mm.
2) Als Breite wurde 1,2 cm festgelegt.
3) Als Unterlage für das nur 0,3 mm flache Blech soll ein 2,3 mm hohes
Kunststoffprofil dienen. Dabei wird es einfach nur
aufgeklebt und
liegt mittig im Gleis auf den Schwellen. Das Profil fräst wieder
Jürgen Jorns von www.zugbeleuchtung.de.
4) Es wurden drei Ätzteile von Herrn Gehrmann gefertigt = 1x gebogenes 23 cm + 2x
gerade a' 28 cm . Bei 28 cm liegt
ätztechnisch die
maximale Länge. Die Teile sind so ausgelegt das sie mit den Fugen nahtlos aneinander
passen.
5) Der Preis lag mit 27,50€ deutlich unter dem womit ich gerechnet habe. Das war
eine absolut positive Überraschung.
Allen die sich
auch dafür interessieren sei aber
an dieser Stelle darauf hingewiesen, das die Kosten immer
situations-
abhängig sind und differieren
können. Mit Radien
ist das wie oben geschrieben immer so eine Sache, die machen es
komplizierter und aufwendiger!
Bevor geätzt wurde hat Herr Gehrman zur
Sicherheit per Email ein PDF mit Testmustern geschickt. Diese wurden
ausgeschnitten und
auf die Vorlagen aufgeklebt. So war sicher gestellt, dass
die Ätzteile nachher wirklich passen.
Oben meine Vorlage aus 1,5 cm Platinenmaterial und darunter
dann die gleiche Platine mit aufgeklebtem Testmuster
aus Papier.
So sehen dann erst mal die aufgebrachten
Testmuster im Gleisbereich aus.
Man kann sich direkt schon vorstellen,
wie das am Ende wird ...
Folgend die 2,3 mm hohen Kunststoffprofile für
die Bleche frisch von Jürgen Jorns abgeholt ...
Im Bild die Bleche von Herrn Gehrmann. Am Rahmen
...
und im Detail ...
Nach dem Auslösen aus dem Rahmen wurden
die drei Bleche ganz penibel mit Azeton vom Fotolack befreit. Das muss
unbedingt
vor den
weiteren Arbeiten gemacht werden ...
An einem später nicht mehr benötigten kurzen
Stück wurde dann als nächstes ein Färbeversuch mit Klever
Schnell-
Brünierung
vorgenommen
(das Mittel ist z.B.: im Waffengeschäft beziehbar) Ich bin dabei erst einmal ganz nach
geworden, das es mir zu viel des Guten war. Ich habe dann versucht das Blech mit
der später benötigten Umgebungs-
patina zu versehen um
es damit wieder etwas
aufzuhellen, aber das wurde nicht wirklich besser.
Herausgekommen ist dabei das: Es musste also eine andere Lösung gefunden werden.Trotz der Brünierung
leitete das Stück laut Messgerät übrigens
immer noch sehr gut ...
Im folgenden Bild sieht man:
1) oben die 2,3 mm Kunststoffunterlagen von Jürgen Jorns. Diese sind
inzwischen mit
Öffnungen für die Mittelleiterkabel
versehen.
2) die inzwischen patinierten Bleche. Hierfür wählte ich nun folgenden eher
ungewöhnlichen Weg:
Zuerst wurden die Bleche mit stark verdünnter Revell
Farbe Afrikabraun #17 gestrichen und nachdem das gut getrocknet
war mit
ebenso
stark verdünnter Revell Erdfarbe #87.
Und jetzt "kommt's" ,--))
Einen Tag später habe ich die Oberflächen
der Bleche erst ganz vorsichtig angeschliffen und danach mit einem
breitem
Haarpinsel die
Klever Brünierung aufgebracht. Diese wurde dabei
schnell und gleichzeitig ganz vorsichtig nur an der
Oberfläche der Rauten aufgetragen,
also "nicht satt" eingepinselt! Man sieht dabei kleine Perlen, die
sich auf der Revell
Farbe in den Rauten
sammeln, aber nicht eindringen.
Die Brünierung durfte
dann nicht die sonst üblichen 3 Minuten
oder mehr einwirken,
sondern
nur eine ganz kurze Zeit (gefühlte 30 Sek.)
und wurde dann wieder mit Wasser neutralisiert.
So erzielt man eine schöne dunkle und weitgehend matte
Oberfläche die trotzdem leitend bleibt. In den Rauten
verändert
sich durchdie dort vorhandene Revell Farbe gleichzeitig nichts. Ein ganz leichtes
Schimmern ist zwar nicht zu vermeiden
und entsteht auch
später automatisch durch den Schleifer beim Befahren. Diesen Schimmer sieht man
aber nur bei un-
günstigster Betrachtung aus
Winkeln, aus denen man normaler Weise gar nicht schaut / schauen kann. Ich bin
jedenfalls
der Meinung das es kaum besser geht
und viel besser aussieht, wie das ursprünglich Gebaute ...
Vor dem Aufkleben der Bleche nicht vergessen:
Die Kunststoffprofile sind
weiß. Deshalb muss man unbedingt ihre Längsseiten
farblich
der Grundpatina anpassen. Das gilt
natürlich auch für die Seiten der
Bleche.
Ebenso müssen vor dem Kleben unbedingt die Unterseiten der Bleche mit feinem
Schleifpapier angeraut werden, nur so hält der Kleber
vernünftig. Selbiges, nur mit gröberem Papier, gilt auch für beide
Seiten der
Kunststoffprofile. Alles sollte auch staub- und fettfrei sein, alsonach dem Schleifen noch mal reinigen.
Die Bleche
wurden mit Ruderer L530TF auf die Profile und die Profile
wiederum mit Tesa auf die Schwellen geklebt.
Ein Erstversuch
beides mit Uhu Hart zu kleben ist vollkommen in die Hose
gegangen und hielt nicht wie gewünscht.
Hier liegen die Bleche ohne Unterlage nur mal zur
Probe direkt auf den Schwellen. Das spornt direkt zum Weitermachen an...
Als nächstes wurde das Gleis eingeschottert.
Vorher wurden zur leichten Kabelzuführung an die Bleche drei Plastikröhrchen
eingesetzt,
siehe Pfeil ...
Geschottert wurde deshalb, da sonst ein störender
Hohlraum seitlich
zwischen den einzelnen Schwellen zu sehen ist.
Man
kann natürlich auch Rillenschienen einbauen, aber der Aufwand dafür war mir
viel zu hoch. Diese dürfen zum einen das
leitende Blech
nicht berühren und zum anderen hätte ich den gesamten Gleisbereich wieder
auseinander brechen müssen ...
Im nächsten Bild ist zu sehen wie es dann fertig
ist. Die vielen Mühen haben sich wirklich gelohnt. Jetzt stehen erst einmal
ausgiebige
Fahrversuche an ...
Tipp: das Mittelleiterblech kann man auch anwenden, um
Drehscheibenanschlüsse und Gleise zu modifizieren ...
Die Brünierung hat keine Artikelnummer
draufstehen, deshalb ein Bild.
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